Ich
bin am Freitag Nachmittag kurz vor drei, bei -15° gestartet Richtung
erstem Treffpunkt.
Es
war etwas frisch, war aber ganz okay. Das einzige was wirklich
behindert hat, war der Rucksack...
Hätte
ich nicht letzte Woche die Lenker-Erhöhung montiert, hätte ich ihn
nicht zu fassen gekriegt.
Früher
war das irgendwie alles leichter. Mir fehlt einfach noch ne ganze
menge zu meiner früheren Form...
Ich
hab dann versucht den Rucksack auf der Gepäckrolle, die auf dem
Gepäckträger verzurrt war, abzusetzen.
Das
ging aber immer nur bis zur nächsten Kurve, Kreuzung bzw. Ampel
gut...dann verrutschte das Ding wieder
und
zog mich gnadenlos nach hinten.
Dazu
kam dann noch, das es seeeehr sonnig war. In der Sonne kein Problem.
Da war einfach nur Wasser auf der Straße.
Aber
im Schatten war das Wasser schon wieder Eis...wirklich kontrolliert
war da die Fahrerei nicht wirklich.
Der
Vorder- und Hinterreifen rutschten einfach irgendwo hin...nur selten
in die gleiche Richtung.
Beim
Kampf ums Gleichgewicht verrutschte der Rucksack natürlich wieder
und ich musste auch noch gegen den
plötzlich
veränderten Schwerpunkt kämpfen...
Nach
68km war ich dann am ersten Etappenziel angekommen. Die Zehen und
Fingerspitzen waren ein bisschen taub, aber
das bin ich ja gewohnt, also alles kein Problem.
Wir
haben dann angefangen das Russen-Gespann zu beladen. In so nem Boot
ist echt viel platz...
Deswegen
konnte ich meinen Rucksack auflösen und das Gepäck in meine
Gepäckrolle packen, während
die
Ausrüstung komplett ins Boot wanderte. Noch zwei Strohballen (für
die Isolierung des Zeltbodens) oben
drauf
und alles war verstaut.
Da
die Zeit aber nun doch schon sehr fortgeschritten war, beschlossen
wir am Samstag um halb acht in der früh zu
starten
um das Zelt im hellen aufschlagen zu können. Außerdem fiel die
Temperatur noch weiter und es war mit Glätte
zu rechnen. Und ein bisschen muss man ja auch an die Sicherheit
denken....
Samstag
früh schoben wir die Moppeds bei aufgehender Sonne und absolut
klarem Himmel aus der Garage.
Leider
ist das eine freistehende Garage....also herrschte da drin nahezu
Außentemperatur.
Der
Ölthermometer an meiner XT zeigte eine Temperatur von weit unter dem
Skalenwert an, das Außenthermometer vermeldete -23°.
Ich
ging streng nach Handbuch für Motorstarts unter -5° vor und
rechnete mit nicht mehr als 5,6 Kicks...
Leider
wurde ich etwas enttäuscht...
Nach
knapp 20 Minuten lief sie für 30-40 Sekunden, bevor sie sich wieder
für einige Minuten bitten ließ...
Eine
gute halbe Stunde nach dem ersten Tritt lief sie dann einigermaßen
rund und ich konnte sie wieder auf den Seitenständer stellen, da
der Russenboxer immer noch nicht mal gehustet hatte....Gut für die
XT, so konnte sie sich schon mal ein bisschen wärmen.
Aber
nicht gut für uns....wir versuchten abwechselnd die Dnepr zum laufen
zu bekommen und waren nach einiger Zeit alle drei
Schweißgebadet.
Zwischen
den Startversuchen immer wieder Kerzen raus, Kerzen trocknen,
Zündfunke prüfen und
weiter kicken...
Nach
einiger Zeit waren wir schlicht und ergreifend aus der Puste...
Schlappo
(unser Meister der Zündkerze) schlug vor, die Zündkerzen nochmal zu
trocknen und dann das Gespann auf die kleine Anhöhe vor dem Haus zu
schieben und mit Schwung zu versuchen den Boxer zum laufen zu
kriegen.
Gesagt
getan... Zu dritt schoben wir das Gespann den Hügel hinauf und
wendeten.
Taubi
saß auf, während Schlappo und ich uns ans Bergab schieben machten.
Nach
einigen Metern ließ Taubi die Kupplung kommen und der linke Zylinder
hustete und wollte sogar fast anspringen, bevor er wieder erstarb.
Das ging noch zwei- dreimal so, dann waren wir wieder an unserem
Ausgangspunkt vor der Haustür angekommen. Völlig ausser Atem...
Aber
sie wäre ja FAST angesprungen...
Eigentlich
wollten wir jetzt nochmal die Kerzen prüfen...
Aber
beim Blick auf den rechten Zylinder sahen wir, das der Meister der
Zündkerze den Kerzenstecker nicht mehr aufgesteckt hatte...!
So
konnte das natürlich nix werden. Nachdem der Stecker wieder da war,
wo er hingehörte waren nur noch wenige Tritte nötig, bis der Boxer
zum Leben erwachte.
Um
sieben fingen wir mit den Startvorbereitungen an, um neun lief dann
auch endlich der Boxer rund...
Also
konnte es losgehen.
Wegen
der doch etwas kühleren Temperaturen beschlossen wir nicht, wie
ursprünglich geplant, mit den Cross-Helmen zu fahren und stattdessen
die Integral-Mützen aufzusetzen....ein fataler Fehler...
Nach
der dritten Kurve ging es in eine leichte Senke in der sehr dichter
Nebel stand...ein paar Sekunden später war meine Brille zugefroren,
kurz darauf mein Visier...innen UND aussen...ich sah nur noch ein
schwaches Rotes Licht vor mir und konnte die Umrisse des Gespanns
nicht mal mehr erahnen...
Ich
riss das Visier auf und versuchte über meine Brillenränder noch
etwas zu sehen. Aber aufgrund der Temperatur schoss mir sofort Wasser
in die
Augen
und ich sah nicht wirklich viel. Dazu kam dann noch meine
Kurzsichtigkeit.....
Ich
konnte schemenhaft ein Ortsschild erkennen und zog am Gespann vorbei
um das Zeichen zum anhalten zu geben.
Rechts
von mir konnte ich eine Einfahrt erahnen, setzte den Blinker und
bereitete den Stop vor.
Da
ich aber so gut wie blind war, sah ich nicht, das ich mir eine
riesige Eisplatte zum anhalten ausgesucht hatte.
Ohne
Vorwarnung rutschte das Vorderrad nach links weg und Xena kippte nach
rechts. Ich konnte nicht sehen, das unter meinem
rechten
Fuß NICHTS war und trat ins leere. Also fiel ich einfach um. Auf
doch recht harte Eisklumpen...
Xena
lag mit dem Auspuff auf meinem rechten Oberschenkel und ich konnte
nichts dagegen tun, weil sie ja doch recht schwer beladen
war...
Während
sich der Russenboxer weigerte den Leerlauf im Getriebe preiszugeben,
verweigerte die EXC den sicheren Stand...
Also
musste ich erst mal so liegen bleiben.
In
dem Fall war die tiefe Temperatur mein Glück, der Auspuff war nur
etwas wärmer als Handwarm, von heiß weit entfernt.
Nachdem
sie mich befreit hatte, beschlossen wir umzukehren und auf die
Cross-Helme umzusteigen.
Das
funktionierte dann auch sehr gut und ich bin in dem Zusammenhang
wirklich froh, mir kurz vorher noch eine neue Crossbrille mit
Doppelverglasung gekauft zu haben. In der besagten, nebligen Senke
fror dann die Crossbrille aussen zwar leicht an,
aber
die Sicht war nicht eingeschränkt. So weit, so gut...
Nach
gut 40 km machten sich dann aber meine Knochenbrüche bemerkbar.
Erst
nur leicht, doch mit jedem Kilometer wurde es schlimmer. Ich spürte
jede naht, an der die Knochen wieder zusammengewachsen sind...
Nach
knapp 60 Kilometern war der erste Tankstopp geplant.
Ich
brachte meinen rechten Haxen kaum über die Sitzbank, konnte mich nur
humpelnd bewegen und hatte starke, pulsierende Schmerzen
in
den Knochen. Seeehr unangenehm. Da ich ein bisschen was in diese
Richtung schon vermutet hatte, als ich beim aufstehen auf das
Thermometer
sah,
hatte ich vorbeugend schon Schmerzmittel eingeworfen. Eigentlich
schon mehr als meine normale Tagesdosis...
Die
Schmerzen waren aber jenseits von Gut und Böse...
Also
musste ich das ganze abbrechen...
Die
anderen beiden wollten mich aber in diesem Zustand nicht alleine
zurückfahren lassen....
Zurück
an unserem Ausgangspunkt beschlossen wir, die Ausrüstung auf den
Polaris zu satteln und zum Clubheim zu fahren.
Das
sind von dort aus nur wenige Gehminuten, durch den Schnee brauchten
wir mit dem Polaris trotz Allrad fast eine halbe Stunde.
90%
der Wegstrecke in vollem Drift...
Am
Clubheim angekommen schürten wir dann das Lagerfeuer an und
vernichteten fast die kompletten Vorräte, die wir für
das
Elefantentreffen
mitgenommen hatten.
Wir
hielten das erste "Labrador-Treffen". Faul rumliegen und
fressen (das treffen ist jetzt einmal jährlich geplant).
7
Stunden lang haben wir also nonstop gefressen und
gesoffen.
Gut...gefressen
nicht ganz nonstop. Wenn die eine Dose leer war, oder die Würste
aufgegessen waren, gab's eine kurze Pause.
Aber
nur so lange, bis die nächste Mahlzeit über dem Feuer warm genug
zum essen war.
Alles
in allem war es zwar nicht so befriedigend wie das Elefantentreffen,
aber wir hatten trotzdem noch ein bisschen Spaß.
Am
Abend stellte sich dann noch heraus, das ich durch den Sturz auf den
Eisklumpen einen schönen, großen blauen Fleck auf
der
rechten Hüfte hatte. Aber scheinbar hatte das Adrenalin (oder die
Knochenschmerzen) den Schmerz überdeckt.
Bei
mir steht jetzt mehr Training auf dem Programm.
Ich
versuche jetzt jeden Tag bis zur Schmerzgrenze zu fahren und dann
noch 20 Minuten länger um meinen Körper an die Schmerzen zu
gewöhnen.
Mal
schaun, ob wir es dann nächstes Jahr schaffen....
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